Der Anfang

Im Jahr 1727 wurde in Kissenbrück auf dem Grundstück der heutigen Hauptstraße 41 die erste Schule errichtet. Hier wurden alle Schüler vom ersten bis zum achten Schuljahr  gemeinsam in einem Raum von 17 m2 unterrichtet. Aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ist eine detaillierte Beschreibung erhalten:
„Das Schulhauß stehet gleich an dem Pfarr-Witwen-Hause, hat in der Länge 6 Verbind, in der Breite 4. Unten an der Dehle ist die Schulstube mit einem Gipsboden und einem eisern Ofen. Es sind darinn 2 Fach Fenster und daneben ist eine kleine Schlaf-Cammer. In der Stube forne gleich hinter der Straßen-Thür ist eine kleine Küche. Über der Dehle ist ein kleiner Gang und eine Cammer mit einem bretternem Fußboden. Über der Stuben sind 2 Cammern mit einem Fußboden von Gips. Der Oberste Boden unter dem Dache ist mit Tannen Brettern beleget, darauf ist ein Taubenschlag. Das Dach des Wohnhauses ist von Ziegelsteinen, die gleich daran gehenkte Scheure aber ist mit Stroh gedecket. ... Hierdrinn ist die Dreschdehle, der Kuh- und Schweine-Stall. ...
Beym Wohnhause ist gegen Mittag ein kleiner im Quadrat gelegener Garten. Darin stehen 3 tragbare Äpfel- und 4 Birnbäume, nebst 23 großen Zwetschenbäumen, außer was an jungen Provreisern vorhanden.“
An „Schulutensilien“ werden vier Tische, 13 Bänke und eine Wandtafel genannt.


Schule 1727

Schule 1727


Zwar bestand seit 1753 im Herzogtum Braunschweig Schulpflicht vom 4. bis 14. Lebensjahr. Dennoch gingen längst nicht alle Kinder zur Schule. Einige Eltern konnten sich sicherlich das Schulgeld nicht leisten, andere Kinder wiederum mussten bei der Arbeit zu Hause und auf dem Feld helfen. Der Lehrer, der auch in der Schule wohnte, unterrichtete  Lesen, Schreiben, Rechnen, Christentum und einige andere „Landleuten zu wissen nötige Dinge“.
Der Lehrer wurde zum einen durch ein Teil des zu entrichtenden Schulgeldes und mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen bezahlt, zum anderen musste er für sich selbst sorgen, weshalb zu einer Schule mit Lehrerwohnung auch ein Stall für Vieh und ein Garten für Obst- und Gemüseanbau gehörte. In einer Aufstellung aus dem Jahr 1847 ist genau festgelegt wie viele Eier und Würste er zu erhalten hat.


Die Schulen I,II und III

1857 wurde ein neues Schulgebäude (Schule I) in der Hauptstraße 39 gebaut.


Schule 1857

Schule 1857

Wahrscheinlich wurde das vorherige Schulgebäude von 1727 nun nicht mehr als Schule genutzt. Das neue Gebäude hatte einen Klassenraum, eine Lehrerdienstwohnung, einen Keller und einen Garten. Zu dieser Zeit unterrichtete der Lehrer Ahrens. 
Der beantragte 1887 aufgrund der wachsenden Schülerzahl einen zweiten Lehrer anzustellen, was auch mit 5 gegen 3 Stimmen beschlossen wurde. Man beschloss als Bauplatz den Backhausgarten zur Verfügung zu stellen, der unmittelbar an das andere Schulgebäude angrenzte.  
Zwei Jahre dauerte es vom ersten Beschluss an, bis das neue Schulgebäude stand.


Schule 1889

Schule 1889

In der Schule II wurde der Lehrer Friedrich Ebeling eingestellt, der 1893 „1. Lehrer“ (also Schulleiter) wurde, als der Lehrer Ahrens verstarb. Für ihn kam Gustav Maushake (*1874) der zunächst als Hilfslehrer und ab 1919 als Schulleiter der Schule über 40 Jahre bis 1938 erhalten blieb und so der dienstälteste Lehrer in Kissenbrück war.
19 Jahre wurde nun in Schule I (Hauptstraße 39) und Schule II (Alte Dorfstraße 5) in bis zu vier Klassen von zwei Lehrern unterrichtet. Als Schulhof diente der Kirchplatz. Doch bereits 1902, als man die vierte Klasse einrichtete, war klar: Der Platz reicht nicht, ein dritter Lehrer und ein dritter und vierter Klassenraum werden benötigt. Sechs Jahre rang man um eine optimale Lösung. Wollte man ursprünglich ein großes Gebäude mit vier Klassenräumen und  drei Lehrerwohnungen bauen und die beiden anderen Schulgebäude verkaufen, musste man davon Abschied nehmen und aus finanziellen Gründen eine kleinere Lösung suchen.
Am 27.10.1908 war es dann soweit: Das neue Schulgebäude (Schule III) am Vahlberger Weg wurde feierlich eingeweiht.


Schule 1908

Schule 1908


Hier wurden die Klassen 7 und 8 unterrichtet. Für die Klassen 1 bis 6 standen weiterhin die beiden anderen Schulgebäude in Schule I und Schule II zur Verfügung. So kam es, dass die Gemeinde Kissenbrück über längere Zeit hin drei Schulen hatte und für deren Unterhaltung zuständig war. Besonders die Instandhaltung der drei Lehrerdienstwohnungen gestaltete sich nicht immer problemlos.


Das Schulleben der letzten hundert Jahre

Um den Unterricht während des Ersten Weltkrieges zu gewährleisten, stellte man 1917 eine erste weibliche Lehrkraft in Kissenbrück an.
Hitlers Machtübernahme im Januar 1933 beeinflusste selbstverständlich auch das Schulleben in Kissenbrück. Man vereinheitlichte das gesamte Schulwesen im Deutschen Reich. Die Schulen sollten in das nationalsozialistische System integriert werden und nationalsozialistische Erziehung betreiben. So genehmigte der Schulvorstand bereits im Oktober 1933, „dass die Hitlerjugend B.D.M. wöchentlich einmal in der Schule abends ihre Zusammenkünfte abhalten“ darf. Hatte man noch im April 1936 dem Pastor zur Erteilung des Konfirmandenunterrichts einen Klassenraum zur Verfügung gestellt, so wurde zwei Jahre später dieser Beschluss zurückgenommen. In der Kriegszeit fanden keine Sitzungen des Schulvorstandes statt, deshalb gibt es aus dieser Zeit kaum Aufzeichnungen. Auch der Unterricht fand in diesen Jahren nicht immer statt.
1945 gab es monatelang gar keinen Unterricht. Die erste Sitzung des Schulvorstandes nach Kriegsende war am 8.12.1945. Die Nachkriegszeit war auch in Kissenbrück vor allem geprägt von vielen Flüchtlingen und vom Mangel an Lebensmitteln. Es dauerte über ein Jahr bis im August 1948 eine regelmäßige Schulspeisung für die Schulkinder in Gang kam. Es fehlten auch geeignete Schulbücher, Schreibpapier und Heizmaterial. 
In den 50er und 60er Jahren musste aufgrund der Schülerzahl zu den drei vorhandenen Schulgebäuden als weiterer Klassenraum der Nordraum in der St. Stephanus-Kirche genutzt werden, der jedoch schlecht zu beheizen war.
Die nächste bauliche Veränderung erfolgte 1967 im Zusammenhang der bundesweiten Bildungsreform, die die Volksschule abschaffte und die vierjährige Grundschule mit dem dreigliedrig weiterführenden Schulsystem einführte. Man beschloss die Standorte in und um die Kirche aufzugeben und stattdessen das Gebäude im Vahlberger Weg zu erweitern. Es wurden zwei Klassenräume, ein Lehrerdienstzimmer sowie entsprechende Toiletten angebaut. Der Schulhof wurde im gleichen Zuge modernisiert und mit einem neuen Zaun versehen, der erst 2008 durch einen neuen ersetzt wurde. Das Schulgebäude in der Alten Dorfstraße blieb weiterhin erhalten.
Zum Schuljahr 1969/70 mussten die Klasse 9 und zum Schuljahr 1970/71 die Klassen 5 bis 8 an die Mittelpunktschule Remlingen abgegeben werden, so war auch das Gebäude in der Alten Dorfstraße nun nicht mehr nötig und wurde 1971 verkauft. 
1975/76 musste die 4. Klasse nach Remlingen abgegeben werden. Dadurch verblieben in Kissenbrück lediglich die Jahrgänge 1-3 mit zwei Lehrkräften. Es begann ein zehnjähriger Überlebenskampf um die Selbständigkeit der Grundschule mit dem Ringen um die 4. Klasse. Nach 10 Jahren Existenzkampf war es zum Schuljahr 1985/86 geschafft. Die 4. Klasse kam zurück nach Kissenbrück.
In den neunziger Jahren begann die Ausschreibung und Bebauung von mehreren Baugebieten. Dadurch erhöhte sich nicht nur die Einwohnerzahl auf über 1880, sondern auch die Schülerzahl. Deshalb wurde 1993 ein weiterer Klassenraum angebaut. 1996 wurde weiterer Raum nötig, da nun erstmals der 1. Jahrgang zweizügig eingeschult werden sollte. Man beschloss, das Schulgebäude um einen „Container mit zwei Klassenräumen und einen Vorbereitungsraum“ – „mobiles Schulgebäude“ genannt - (BZ vom 13.06.1996) zu erweitern. Endlich sollte auch ein Schulleiterdienstzimmer eingerichtet werden. Der Schulhof wurde umgestaltet und erhielt Klettergerüste und eine Tischtennisplatte. Ein Jahr später wurde der Vorbereitungsraum ins Hauptgebäude verlegt. Stattdessen wurden in dem „mobilen Schulgebäude“ Toiletten eingebaut.
Im Schuljahr 2003/2004 wurde erneut das Platzproblem deutlich. Da die Schule nun 7 Klassen hatte, wurde ein weiterer Klassenraum notwendig. Im Herbst 2003 wurde deshalb die Wohnung in der oberen Etage zurückgekauft und so umgebaut, dass ein weiterer Klassenraum, ein Gruppenraum, ein neues Lehrerzimmer und ein Materialraum mit Teeküche entstanden. Im Keller wurde der Werkraum mit Brennofen und Kochzeile untergebracht. 
In Zukunft ist mit einem Rückgang der Schülerzahlen zu rechnen. Bauliche Erweiterungen werden deshalb so schnell nicht zu erwarten sein und stattdessen die Instandhaltung und weitere Modernisierung den Schulträger beschäftigen.

Ein Interview mit der Grundschule Kissenbrück